6'179 Kilometer. Sieben Menschen. Ein Gefährt und ein Basilikum. Wir sind zurück. Unser Roadtrip mit dem Camper führte uns durch Frankreich, Spanien und Portugal.
Die vier Wochen haben wir als unvergessliche, intensiv schöne - auch schön strenge (und enge ;) Zeit erlebt. Ein erlebnisreiches Abenteuer für uns als Familie. Manchmal sind wir fast geplatzt vor Überwältigung, der Schönheit der Natur wegen und manchmal sind wir nahezu "durchgedreht" vor lauter Platzangst von sieben Menschen.
Dennoch ich bin dankbar um diese Erfahrung, das 24x7 Uns. Diese Reise hat uns als Familie, aber auch uns als Individuum geschliffen und uns in unserem Sein bereichert. Mitten drin kams mir oft ewig vor und im nach hinein viel zu schnell vorüber und wieder zu Hause eine Mischung aus gefühlt ewig her und als wärs gestern gewesen. Deshalb brauchte ich zusätzlich Zeit um all die vielen Erlebnisse zu verarbeiten. Nun freue ich mich wieder zurück zu sein.
Ich habe mich entschieden unseren Roadtrip hier niederzuschreiben. This is part one of three. Einerseits für mich zur weiteren Verarbeitung ;) andererseits für dich. Man verbringt viel Zeit mit Suchen. Nun gut wer sucht, findet immer (meistens). Die Frage ist nur wann, wie hungrig, müde und überreizt alle sind.
Während der Reise habe ich Tagebuch geschrieben, was mir half den Fokus auf die unzähligen vielen kleineren Herzensmomente zu richten und zu sehen, dass es nicht nur anstrengend ist, sondern auch einzigartig schön. Vieles hätte ich inzwischen vergessen - mich jetzt durch die Zeilen zu lesen eine schöne Erinnerung.
Wir haben die Reise nahezu unvorbereitet angetreten haben. Ganz im Sinne von frei und wild und birebizeli blauäugig - was sicherlich auch eine Rolle spielte.
Mir ist wichtig über diese Reise so zu berichten wie wir sie erlebt haben. Unbeschönigt, echt und wahr. Deshalb wird es im Texting immer wieder gespickte schräggedruckte Anekdoten zu lesen geben mit Rücksicht auf unsere Menschenskinder und uns als Familie. Ich würde aber jetzt nicht unbedingt nur ausschliesslich diese lesen - kann man natürlich machen... ;) ...aber auch nicht nur die Bilder anschauen. Nein, würd ich jetzt auch nicht machen, weil das wiederum zu einer verzerrten Wahrnehmung führen könnte - viel zu viel Idylle - dennoch die volle pure Schönheit Gottes Schöpfung, die mich einmal mehr sprachlos machte und mehr als einmal zu Tränen rührte.
on y va - vamos - aqui está - los gehts
First things first. Vor Antritt dieser Reise haben wir uns über unsere Erwartungen ausgetauscht. Hilft enorm - kann helfen. Schon nur zu hören, was die Vorstellungen unserer Menschenskinder sind. Da es sich bei dieser Reise nicht um Ferien sondern eben um eine Reise handelte und wir in dieser Form noch nie so eng und so lange unterwegs waren, haben wir in diesem Fall auch zehn Baumi-Gebote vereinbart, die sehr oft gebrochen wurden und oft in Vergessenheit gerieten ;).
TAG 0
Bern, Switzerland
Camper abholen. Was an für sich ein Abenteuer war, da wir nicht wussten, ob es zeitlich reichen würde, mit dem Gefährt vor Absperrung nach Hause zu gelangen. An diesem Tag fand ein Stadtlauf statt. Die Übergabe fiel entsprechend im Schnelldurchlauf durch, was uns später etwas zum Verhängnis wurde - später mehr. Prompt wurden die Absperrungen bereits gestellt. Kulanterweise kurz für uns weggeschoben. Bewusst fuhren wir nicht gleichentags los, so blieb auch genug Zeit um 489x zu überlegen, ob wir an alles gedacht haben.
TAG 1
Lac de Sillé, France
Camping Huttopia Lac de Sillé
Morgens um 07.53h statt 05.37h fuhren wir los. Es war der Geburtstag eines unserer Menschenskinder. Wir haben deshalb bereits eine Woche vorher gefeiert. Dennoch gab es Geschenke und während das Menschenskind es kaum erwarten konnte alles auszupacken und die Aufregung aller sowieso gross war, führte unser liebes Navi uns über den Weissenstein. Wir konnten dem Tank-Tacho zuschauen, wie er sich gegen links bewegte. Learning: Die schnellste Route ist nicht immer die beste.
All in all war diese Strecke ein ziemliches Stück - über 8h Fahrtzeit - Pausen nicht eingerechnet. Wir hatten aber den Eindruck wenn die Energie zum fahren aller noch gross ist, es sinnvoll scheint einige Kilometer zu Beginn zurück zu legen um möglichst viel Zeit an der Küste zu verbringen. Dafür verbrachten wir zwei Nächte beim ersten Halt, welche wir vorab buchten weil so safe.
Raststätten-Klo-Situation - wenn die Menschenskinder mit mir auf ein Raststätten-Klo gehen, ist es wie bei einem Überfall - Hände in die Höhe - nichts anfassen ;)
TAG 2
Lac de Sillé, France
Camping Huttopia Lac de Sillé
Als Camping-Beginners haben wir uns die ersten Stunden durch Knöpfe, Hebel und Schalter gewurstelt. Es macht aber einen beträchtlichen Unterschied, ob man im Freien rum wurstelt oder nicht. Was für eine Idylle. Mitten im Wald, nah beim See. Die Menschenskinder haben noch vor dem Morgenessen einen Fisch gefangen, freuten sich so aufs angeln - Patent lösten wir an der Réception tags zuvor. Nach dem Morgenessen fuhren Mäni und ich mit den Fahrrädern um den See. Nachmittags vergnügten sich die Menschenskinder im Pool, ich ging Joggen und Mäni stellte fest, dass die Camper-Batterie nicht mehr funktionierte und telefonierte mit einem Mechaniker vor Ort. Irgendwann fand er aber den roten essentiellen Hauptschalter, der bei der Übergabe vergessen ging. Zum Abendessen gab es für jeden eine Gabel Fisch ;) - nach dem Abwasch - die sich wie eine Familienparty anfühlte, weil mit Musik liefs ringer - spielten wir im Centre de Vie Spiele und machten ein Feuer.
TAG 3
Ars-en-Ré, France
Camping Huttopia Ars-en-Ré
Da die Menschenskinder diese Woche noch Schule gehabt hätten (wir haben ein Gesuch gestellt) homeschoolten wir während dem Fahren abwechselnd mit Medienzeit ;). Ich fuhr. Mäni mit den Menschenskindern im Rückspiegel beim homeschoolen zu beobachten, berührte mich. Er macht ja auch sonst Hausaufgaben, aber halt nicht in einem Camper. Ars-en-Ré befindet sich auf der Ile-de-Ré. Ein besonderes Erlebnis über die Brücken zu fahren um auf die Insel zu gelangen. Wir habens geschafft. Die Freude am Meer angekommen zu sein war gross.
TAG 4
Ars-en-Ré, France
Camping Huttopia Ars-en-Ré
Wir schliefen alle bis 9.20h - frag nicht. Campen macht müde ;). Für mich war dies ein ganz besonderer Tag und einer der schöneren der gesamten Reise - bis auf den Vorfall abends - siehe sidenote. Mit den Fahrrädern wir haben uns zwei Klappfahrräder für diese Reise angeschafft und den Menschenskindern die Trottis eingepackt fuhren wir ins Städtchen Ars-en-Ré. Ein historisches französisches Städtchen mit viel Charme. Mittelpunkt der Glockenturm mit seiner schwarzen Spitze. An diesem Tag war Markt - genossen Crêpes & la très jolie vie. Nachmittags war Strandtag. Was für uns immer viel Erholung bedeutete, weil die Menschenskinder sich sofort im Spiel fanden.
Sidenote: Leider wurden wir an diesem Abend auch Zeugen eines unschönen Erlebnisses was ich denke beim Campen nicht oft vor kommt. Häusliche Gewalt. Nicht mit Schlägen (so glaube ich), aber mit Worten, die sich wie Schläge anfühlten. Die Menschenskinder bekamen es gottlob nicht mit. Aber wir und unsere umliegenden Wohnwagen-Nachbarn stellten uns vor den besagten Camper und machten uns bemerkbar. Es wurde danach still, aber ich war danach sehr aufgewühlt und froh gings am nächsten Tag weiter für uns.
TAG 5
Dune du Pilat, France
Camping Panorama
Sowas haben wir noch nie gesehen. Dünen. Wie in Ägypten, aber in Frankreich. Vor zwei Jahren brennte es in dieser Gegend und die abgebrannten Baumpfähle gaben eine besondere Stimmung wieder. Dies war einer der teuersten Stellplätze unserer Reise. Die Lage aber top.
TAG 6
Dune du Pilat, France
Camping Panorama
Krisenstimmung. Schlechte Nacht. Regen. Wind. Laut. Nasse Kleidung, da über Nacht draussen gelassen. Zudem fiel ein Lego-Spielzeug aus den oberen Fächern und zerlegte sich in den Zustand von vor der Bauanleitung, die wir natürlich nirgends mehr finden konnten. Das kann betrüben. Das kann über zwei Stunden betrüben. Und leise Weinen wäre nicht richtiges Weinen. Die Bedürfnisse der anderen vier Menschenskinder in diesem Moment auch gross. Das war für mich persönlich ein stressiger Moment - natürlich mit einem kinderlosen älteren Schweizer Paar als Nachbarn neben uns. Sie hörten also nicht nur das Geschrei, sondern verstanden es auch. Auf alles hin erreichte uns die Nachricht, dass es in Portugal brennt - genau da wo unsere Strecke durch führen würde, was bedeutete uns zu überlegen welche Route wir nun einschlagen sollten. Der Tag zog sich mit Hochs und Tiefs weiter. Aber auch da - es gab ihn. Den Moment. Für die Menschenskinder bei den Wasserrutschen und den Moment kurz für mich. Zuerst auf der Yoga- und später in der Hängematte.
Den Schlechtwettertag nutzten wir zudem als Wasch- und Tumblertag. Wir beschlossen alles zu packen um frühmorgens - einer der Tage, an dem wir einen Wecker stellten - loszufahren. Routenänderung.
Dieser Tag war stimmungsmässig einer der schwierigsten und herausforderndsten der gesamten Reise. Doch dann gibt es einen kleinen Moment wie diesen als wäre nichts gewesen und man schöpft daraus so unendlich viel Kraft und Freude. Wenn wir da gewusst hätten, was der kommende Tag bringen würde...
TAG 7
Bilbao, Spain
Stellplatz Park4night
07.30h und abfahrbereit. Doch über die zwei Stelltage grub sich das Gewicht des Campers mit dem Regen und seinen beiden Vorderräder in den Sand. Wir steckten fest. Öffnungszeit der Reception: 09.00h. Nachbarn kamen uns zu Hilfe nicht die Schweizer ;) - das war schön - also überhaupt die Hilfe - es war ja noch früh. Keine Chance. Immerhin kam um 09.15h der Traktor. Allerdings konnten wir den Abschlepphaken für unser Gefährt nirgends finden - ging bei der Übergabe vergessen resp. der Haken blieb in der Schweiz. Wir fragten auf dem ganzen Campingplatz nicht die Schweizer, die stellten sich schlafend nach einem Haken. Zufälligerweise passte dann einer eines anderen Gefährtstypen. Inzwischen verstrichen einige Stunden. Ich schloss kurz die Augen. Atmete. Es ist wie es ist und machten uns nach Rauszieh-Aktion auf den Weg nach Bilbao. Städte sind mit einem solchen Gefährt eine Herausforderung.
Man findet mit einem solchen Schiff nicht einfach so eine Parkmöglichkeit geschweige denn, dass man über 3.5t fahrbefugt ist. So suchten wir vorab einen Stellplatz mit Übernachtungsmöglichkeit etwas ausserhalb von Bilbao. Aufgrund beschränkter Auswahl einer der übleren Sorte - jedoch für eine Nacht und für einen Stadtbesuch völlig ausreichend und wir wären mit den ÖV in die Stadt gereist - weil Guggenheim Museum. Leider erreichten wir wegen dem morgendlichen Fiasko den optimalen Stellplatz zu spät und dieser war bereits voll. Mäni schrieb sich einen weiteren allerdings nicht bewachten dafür noch übleren Stellplatz heraus. Immerhin mit guten Bewertungen was die Sicherheit anbelangte. But, man war das creepy. Da gabs halt auch Camper mit einer Wegfahrsperre und verwahrlosten rumstreunenden blutenden (verletzten) Hunden. Fühlte mich sehr unwohl. Aber die Zeit war fortgeschritten. Wir wagten es. Schlossen alles ab und reisten mit der Metro in die Stadt. Hin- und Rückweg je 45 Minuten. Da muteten wir uns allen viel zu. Es regnete in Strömen. Immer noch nichts richtiges gegessen. In einer Bäckerei kauften wir uns Sandwiches UND unser ERSTES NATA.
Das Guggenheim-Museum war beeindruckend, aber too much. Nach 45 Minuten gings nicht mehr. Es war zu viel und wir machten uns auf den Weg zurück zum Parkplatz - über 1h mit Bus und Metro - da wir erst im strömendem Regen auf den falschen Bus warteten, wo unser Camper gottlob unversehens und sicher auf uns wartete. Unter prasselndem Regen, links und rechts eingeklemmt von weiteren Campern kochte ich uns ein Risotto.
Unsere erste Mahlzeit im Camper und es war so gemütlich und schön. Die Nacht verlief ruhig dennoch war ich froh am nächsten Morgen weg zu kommen.
TAG 8
Salamanca, Spain
Camping Don Quijote
Aufgrund der Waldbrände entschieden wir uns quer durchs Landesinnere Spaniens an die südliche Küste zu reisen um von der anderen Seite nach Portugal zu gelangen. Wir wollten möglichst wenig Zeit im Landesinnern verlieren was ein langer Reisetag bedeutete. Nervenkostüm aller noch mehr angekratzt.
Die Reisetage sind anstrengend, lange und teuer. Dieses Gefährt schluckt unser Reisebudget runter wie ein durstiger Elefant. Courage. Uns erwartete mittig der Strecke ein ziemlich wieder sehr übler Campingplatz, der aber schlicht zur Übernachtung diente. Angekommen, entschieden wir uns um uns noch etwas zu bewegen mit den Fahrrädern & Co in die Stadt Salamanca zu fahren. Eine angeblich tolle Studentenstadt. Menschenskinder semi gar nicht begeistert. Mit Trottis wars aber auch ein mühsamer Steinliweg. Wir wechselten uns ab. Es dauert länger als erwartet, was Mäni und ich uns mit einem Geheimblick zu verstehen gaben. Wir ermutigten einander damit, dass es ein Eis gäbe und diesmal sogar für jeden mit zwei Sorten. Sidenote: Unser Budget ging vor allem auf Tanken und Eis mit je zwei Sorten drauf ;).
TAG 9
Isla Cristina
Camping Giralda
Mäni und ich kommen an unsere Grenzen. Das ständige suchen, googeln, lesen von Rezensionen ;) und die zunehmende schlechtere Stimmung macht müde. Wir sind etwas konsterniert von den üblen Campingplätzen - was ist mit all den wunderschönen freien Plätzen so ganz alleine für sich? Stellen fest, dass wir wohl in gewissen Dingen doch sehr Ästheten sind - wobei flexible Ästheten.
Auch, dass wir uns viel zumuten. Einen intensiven Pace haben gerade auch für unsere Menschenskinder. Bis wir jeweils alles zusammengeräumt und den Service (Fäkalien entsorgen, Grauwasser leeren, alles laden, Betten wieder zurück in Tische verwandeln, etc.) vergeht meist eine Stunde oder auch ein halber Morgen bis wir los reisen und das wiederum fühlt sich an, als würden wir den ganzen Tag im Camper sitzen und Kilometer fahren und das brauchte viel Kraft. So kommen wir auch hier eher spät am Ziel an. Isla Cristina nahezu unten an der Spitze Spaniens.
Wir besichtigten einen Campingplatz, erschraken über den Wucherpreis (fünf Kinder kosten beträchtlich mehr als wenn man zu zweit unterwegs wäre ;). Der Campingplatz überzeugte uns nicht. Müssen aufs Tagesbudget schauen. Online finden wir einen anderen unweit von uns - gemäss Pricing höher, aber wir versuchens. Und siehe da wir bekommen einen Spezialpreis ;).
Nun sind wir wieder in unmittelbarer Meeresnähe, was uns per se glücklich macht. Wir entscheiden uns zwei Tage zu bleiben notabene wieder mit einem kinderlosen Schweizer Rentnerpaar, das ganztags am liebsten lesen und Wein trinken möchte neben uns - so sorry - um wieder etwas zur "Ruhe" zu kommen, obwohl uns Isla Cristina nicht sonderlich gefällt.
TAG 10
Isla Cristina
Camping Giralda
Am nächsten Tag nutzen wir den Vormittag unsere Fahrräder zur Reparatur zu bringen. Wie die Schläuche unserer Fahrräder fühlten auch wir uns irgendwie leer (und kaputt - die zwei Schläuche waren unterdessen kaputt). Den Nachmittag lassen wir am Strand ausklingen.
Reisetage bedeuteten auch überdurchschnittliche Medienzeit. Weshalb uns Bewegung nach der Ankunftszeit wichtig war. Aber auch die Zeiten zum Sein. Für die Reise organisierte ich diverse neue Spiele, Bücher und Chräueli für Halsketten (das haben sie geliebt und natürlich auch während dem Fahren ausüben wollten und ratet mal wer amix biz durchgedreht ist, wenn zig Chräueli in jede Camping-Luke ruggelten ;).
Phhuuu. Das waren die ersten zehn Tage. Intensive Tage. Aber hold on - nächstes Mal berichte ich, wie wir in Portugal ankommen und es wird zuerst sogar noch etwas übler, aber sie kommen die Ah's und Wow's. Versprochen.
Und der Basilikum? Was es mit dem Basilikum auf sich hat, das löse ich in Teil 3 meines Roadtrip Berichtes auf.
HAPPY SUNDAY