Die Sonne schien durch den Spalt zwischen Fenster und der eben nicht anliegenden Store hinein ins Schlafzimmer. Sonne! Endlich. Der Samstag ist bei uns reserviert um all die Dinge zu erledigen, für welche es eben unter der Woche nicht reichte. Meist kumulieren sich jedoch diese Aufgaben von Samstag zu Samstag. So, dass ich gar nicht hinsehen mag oder noch besser das Haus verlassen möchte. So eben auch vergangenen Samstag.
Um einem solch schönen und frühlingshaften Tag gerecht zu werden, zog ich eines meiner Lieblingskleider an. Ein Vintage-Kleid von Etam. Dazu kombinierte ich meine bequemen Indianer-Boots mit einer braunen Lederjacke. Die Haare bändigte ich mittels Messy-Zopf und einem Head-Band darum. Nun konnte es losgehen und wir fuhren nach Bern.
Den Ring findest du bei Fizzen.
Die Kiddos lieben es nach Bern zu gehen. Ok, Ilay kann dazu noch nicht so viel sagen, aber Lou hat bereits seinen festen Lieblingsplatz in Bern und darüber muss ich so Schmunzeln - ein kleines Stadtkind :). So begann unsere Tour beim grossen Sandkasten auf der «Pläfe» - der Münsterplattform.
Der Café tat gut. Die Sonne schien auf unsere Gesichter und in unsere Herzen. Der mangelnde Vitamin D Speicher (ach unzählige Male vergesse ich diese Tröpfchen zu geben :/) wurde auf 100% geladen.
Die Kiddos spielten, knabberten ihre Crackers und schaufelten wie mit dem Sand am Meer.
Lou hält Ilays Fuss fest :). Ich glaube er wird ein richtig fürsorglicher grosser Bruder und ich bin so stolz auf ihn (von seinen Klemm-Hau-Attacken jetzt mal abgesehen :).
Wir sassen einfach da und genossen das bunte Treiben. Ein Anruf veränderte abrupt all diese Empfindungen.
Meine Omi ist am Samstagmorgen gestorben. Plötzlich wurde alles still, blieb stehen, eine unbeschreibliche Leere überkam mich. Ich weinte. Die Tränen schmeckten salzig. Das war das einzige Gefühl, welches ich in diesem Moment definieren konnte.
Regungslos blieb ich auf der Bank sitzen und beobachtete das Treiben. Mein Blick schweifte zum Himmel. Er war blau und wolkenlos. Leer. Noch jetzt überkommt mich ein Gefühl, das ich nicht definieren kann. Aber mich durchfuhr plötzlich diese Feststellung:
Es ist das Leben!
In meinem Bekanntenkreis kommen derzeitig so viele Babys zur Welt. Und je älter ich werde, so sind es auch Menschen, die gehen von dieser Welt. Ich glaube mit dem Weggehen eines lieben Menschen wird mir bewusst, was unsere Aufgabe hier auf dieser Welt ist.
Dass es eine Rolle spielt, wie wir uns verhalten. Dass es eine Rolle spielt, welche Rolle andere Menschen in unseren Leben spielen. Und dass es eine Rolle spielt, welche Rolle ich im Leben anderer Menschen spiele.
Das Leben hält mit dem Weggehen eines Menschen wie bei einem Theaterstück, dass gefreezed wird, kurz inne. Es schmerzt und wir werden jedes Mal daran erinnert, was der Verlust eines Menschen nicht nur für dessen, sondern auch für unser Leben bedeutet. Das Theaterstück spielt weiter. Einige Rollen werden neu verteilt und bei den einen realisieren wir, dass sie niemand besser spielen konnte, als die Person, die gegangen ist.
Doch das Leben geht weiter. Ich musste aufstehen. Mich fort bewegen. Wir schlenderten durch die Altstadt. Der Markt wurde bereits abgebaut. Das Treiben nahm seinen Lauf.
Die Ablenkung tat mir gut. In diesem Moment in Bern konnte ich nach dem ersten Schock mein Empfinden nicht definieren. Ich war traurig, aber konnte dieser Trauer nicht Raum geben. Ich fühlte mich gefühllos und schwach. Für mich ist das folgende Bild völlig paradox. Jetzt Tage später kann ich weinen und trauern.
Ich möchte nach vorne blicken. Es tröstet mich zu wissen, dass meine Omi von meinem Opi in die Arme geschlossen wird und sie einander wieder haben - aber ich vermisse die beiden!