Unsere Sommerferien. Vielleicht kannst du dich an unserer Tour de Stroh vor zwei Jahren erinnern. Und dass es bei der Ferienplanung helfen kann, nach einem Motto zu entscheiden wie man die gemeinsame Zeit verbringen möchte. Dieses Jahr somit: Tour de SAC. Oder besser Giro da Capanna.
Und somit eine unserer Premieren in unseren Sommerferien. Wir haben den Giro sorgfältig mit Ticino Turismo geplant* um den fünf Menschenskindern das Wandern schmackhaft machen. Die Strecken zwischen den Capannas legten wir mit dem Auto zurück. Parkten jeweils «unten» und sind von da aus zur nächsten Hütte gewandert. So let's go...
CAPANNA PIANSECCO
Von Bern aus sind wir via Grimsel- und Nufenenpass nach All'Aqua angereist. Da hat es einen grossen Parkplatz. Bevor es losging, haben wir uns gestärkt, Kaffee in und über uns geschüttet - wortwörtlich - und die Wanderschuhe geschnallt.
Wow, was soll ich sagen. Der Aufstieg zur Hütte war zauberhaft. Die Kinder sind wie kleine Steinböcke über Stock und Stein hochgewandert. Der Weg war gut zu bewältigen, auch herausfordernd aufgrund der Höhenmetern, die wir in den Beinen und auf den Schultern spürten - dennoch wunderschön. Flora und Fauna ist hier nochmals anders. Unzählige Schmetterlinge, eine schöne Aussicht und ein spannender Weg über Flüsse, Brücken und Steine.
Oben angekommen waren wir alle ziemlich ausser Atem. Spürten unsere Beinmuskeln. Die Hütte ist der Wahnsinn. Die Capanna Piansecco wurde im 2020 komplett renoviert, ist sehr gepflegt, schön und gut organisiert.
Wir tauschten die Wanderschuhe gegen Crogs ein und bezogen unsere Zimmer - in unserem Fall zwei ;). Das eine Zimmer war sogar mit eigenem Badezimmer ausgestattet. Auch das zweier Zimmer - sehr feudal, einer atemberaubenden Aussicht - funktionierte mit den Kindern zum Aufteilen gut - bei so vielen Menschenskindern ist die Wahrscheinlichkeit von Freiwilligen grösser ;).
Das verdiente und versprochene Gazosa und Gläschen Weisswein genossen wir auf der Terrasse mit Sonne im Gesicht.
Gerne hätten wir noch den Lago delle Pigne besucht, aber da uns noch weitere Tage wandern bevor standen, haben wirs ruhig genommen und chillten den restlichen Nachmittag am Bach und die Kinder spielten auf den Steinen. Der von da aus beginnende Vier-Quellen-Weg kommt auf unsere Bucket-want-visit-list.
Das Abendessen war köstlich und wurde uns am Tisch serviert. Was wir sehr schätzten mal nicht kochen zu müssen und erst noch bedient zu werden. Für mich gabs sogar eine Vegi-Variante. Die Hütten-Crew hat sich sehr um das Wohl aller bemüht.
Nach dem Dessert und ein paar Spielen gings auf die Zimmer um genügend Schlaf und Kraft für den nächsten Tag zu tanken. Am nächsten Morgen wurden wir mit einem sättigenden Zmorge verköstigt. Brot, Käse, Müesli, Früchtesalat und natürlich Kaffi. Der Abstieg verlief zügig mit ein paar Staunstopps - vorfreudig und gespannt auf die kommende Hütte.
nice to know
Schwierigkeitsgrad: T2
Höhenmeter: 370 Meter
Aufstiegszeit: 1h
Baumizeit: 1h20
Schleckzeugverzehr: tief
Freilufterleichtern (gaggeln): 1x
Abstiegszeit: 35min.
Baumizeit: 53min.
Kinderwagen: nicht möglich
CAPANNA CADAGNO
Die Fahrt mit der Ritom-Bähnchen ist ein Erlebnis an für sich! Die Standseilbahn gilt mit seiner maximalen Neigung von 87,8% zu einer der steilsten der Welt. Während 12 Minuten kann man über die Berge, die obere Leventina und den gesamten Talboden staunen.
Der erste Teil des Wanderweges führte entlang des Stausees Ritom. Die Sonne brannte. Das war während unseres gesamten Trips die herausforderndste Strecke. Abwechslungsweise trugen wir die Jüngeren, spornten uns gegenseitig an. Schleckzeugverzehr hoch. Bis zum Stück als die Kühe kamen.
Ich glaube diese geballte Kraft von den Kühnen, das Muhen, das Glockenläuten bödelte, erdete und motivierte weiter zu gehen. Die Weite ist spektakulär und immer mal wieder erinnerte es mich an Island - obwohl ich noch nie da war. «Wie lang geiz no?» ein Satz, der uns stetig mit begleitete. Wie auch: «Gli heimers gschafft u wemer bir Hütte si, giz es Gazosa.» (oder Cola).
Ich weiss nicht, obs an der Dauer des unterwegs sein lag, der Müdigkeit oder der Hitze wegen... Von weitem sah ich ein Ristorante und las: Ristorante Tantra. Hiess aber beim sich nähern Ristoro Taneda. Ich musste schmunzeln. Etwas weiter kam ein Verbotsschild und ich las: Errezioni. Was sich in Sehweite aber als Eccezioni (Ausnahmen) herausstellte. Chchch, entweder war ich dehydriert oder brauche vielleicht tatsächlich eine Brille.
Die Capanna Cadagno thront oben am Hügel mit Blick über dieser wunderschönen und weitläufigen Landschaft voller Seen, einzigartiger alpinen Fauna - dem Piora-Gebiet.
Uns wurde ein 8er Zimmer zugeteilt, was bei uns ja nahezu aufgeht ;). Damit wir nicht zuviel Schleppen mussten, wurden uns für die Kinder Baumwollschlafsäcke für unterm Duvet zur Verfügung gestellt - Mäni und ich hatten Seidenschlafsäcke dabei. Ein Raum hell durchleuchtet mit Blick auf Berge aufgrund den bodentiefen Fenstern. Das Gazosa, den Aperol Spritz und die Crogs genossen wir besonders.
Nach einer Pause waren alle dabei runter zum Lago di Cadagno zu wandern. Die Menschenskindern wollten angeln und tauschten sich mit einem Fischer am Ufer aus. Während sie fachsimpelten sprang ich ins kühle Nass. Ein erfrischendes Bergseebad - natürlich nackig ;) - ist etwas vom schönsten nach einer solchen Wanderung.
Wir liefen um den See und waren mutterseelenallein. Nur das Uns. Das war ein ganz besonderer Moment mit der langsam sich zur Neige und vom Tag verabschiedenden Sonne.
Um halb sieben gabs Abendessen. Auftakt machte ein Käseplättchen mit Honigsenf - i mean... und auch da: wir konnten uns einfach hinsetzen und wurden bedient.
Und: es gab keine Beschwerden seitens Menschenskinder, weil es für ALLE das gleiche und nur eine Mahl zur Wahl gab. Das war entspannend. Weil viele Menschen, viele Meinungen ;). Zum Hauptgang wurden wir mit einer Pasta an einer frischen selbst gemachten Pestosauce verwöhnt. Zum Dessert gabs für jeden ein Apfelküchlein.
Am nächsten Morgen erwachte eines unserer Menschenskinder in seinen Geburtstag. Auch von der Hütte wurde er herzlich gefeiert. Das frühe Happybirthday Lied brachte nicht nur die Morgenröte in den Himmel sondern auch ins Gesicht ;).
Nach dem Morgenessen entschieden wir uns für einen anderen Rückweg. Hoch und rauf zum Lago di Tom. Die Natur einmal mehr überwältigend. Der Aufstieg war nicht ohne. Oben an der Rinne angekommen - der Blick unbezahlbar. Plötzlich liefen die Beine von alleine und es ging runter - wieder auf ein erfrischendes Bad - diesmal nicht ganz für uns ;).
Wir trafen auf eine Gruppe, die von der Capanna Cadlimo kamen. Was mich persönlich sehr reizte. Jedoch wollten wir unsere Wanderferien mit den Menschenskindern nicht zu sehr ausreizen. Also gings weiter Richtung Lago Ritom. Das Sonnenstück fühlte sich nun kurzläufiger an.
Mit dem Ritom Seilbähnchen gings runter zum ersehnten Parkplatz für eines unserer Menschenskinder, das dort das erste Geburtstagspaket auspackte - Kinder sind da nicht so wählerisch was das Drumherum angeht ;). Unsere Reise ging weiter. Im Auto schliefen alle ein.
nice to know
Schwierigkeitsgrad: T1
Höhenmeter: liegt auf 1987 m.ü.M.
Aufstiegszeit: 1h30
Baumizeit: Irgendwann die Zeit verloren.
Schleckzeugverzehr: hoch
Freilufterleichtern (gaggeln): 0x, dafür ca. 321x pinkeln
Aufstiegszeit Lago di Tom: 35min.
Baumizeit: 53min.
Kinderwagen: Zur Capanna Cadagno möglich
- via Lago di Tom nicht.
CAMPRA LODGE
Nicht ganz eine Capanna ;). Bei der Planung war uns aber wichtig einen Aufenthalt einzuplanen, bei dem wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine gute Nacht höher ist - wobei wir in den beiden Capannas alle ziemlich gut schliefen.
Die Campra Lodge liegt im Bleniotal in Olivone und wurde 2019 eröffnet. Sie ist Ausgangspunkt für Naturliebhaber, Familien und Sportbegeisterte. Im Sommer geeignet zum Wandern, Biken und Hiken und im Winter zum Skifahren, Langläufeln oder Schneeschuhwandern.
Auch da – ein schönes Ankommen. Obwohl wir hier direkt mit dem Auto hinfuhren, gabs auch da den obligaten Welcome Drink ;). Die Kinder freuten sich sehr über den Pump Truck gleich neben der Lodge.
Für Mäni und mich war es sogar möglich eine Stunde in den Spa zu gehen. Eine Wohltat. Unsere Schultern litten nach den vergangenen Tagen vom Gewicht der Rucksäcke und Menschenskinder ;).
Am Tag darauf starteten wir mit einem grossartigen Morgenbuffet in den Tag. Bevor unsere Tour de Capanna zu einen Schluss kam, entschieden wir uns für die Schatzsuche Lukmanier.
Wir luden die App runter - holten die Papierkarte am InfoPoint Casaccia ab (Kosten pro Karte CHF 5.00) und los gings. Die Schatzsuche war sehr interaktiv, unterhaltsam und lehrreich gestaltet - wusstest du, dass Ameisen bis zu 50cm pinkeln können?
Bei jedem Posten gab es einen Stein mit einem Emblem. Wir erkundeten die schöne Region Lucomagno und legten während der Schatzsuche eine Picknickpause ein - es lässt sich aber gut auch bräteln und im Bach baden.
Der letzte Posten bei den sieben Bäumen war der Knackpunkt, da einer fehlte, was uns aber netterweise gesagt wurde. Mit einer anderen Familie fanden wir dann auch dieses Emblem auf dem Stein und schlossen die Schatzsuche beim InfoPoint ab. Als Belohnung gab es - ihr könnt dreimal raten - ein Gazosa für alle ;).
Unser Giro da Capanna war somit abgeschlossen und unsere Reise ging weiter nach Lugano ins Haus meines Nonno's.
nice to know
Dauer: 1,5h
Baumidauer: definitiv länger
Höhenmeter: 125 Meter
Distanz: 2,8km
Schleckzeugverzehr: nichts, da alles aus
Freilufterleichtern (gaggeln): 2x
Kinderwagen: nicht möglich
Blicken wir auf diesen Auftakt unserer Sommerferien zurück, war es ein gelungener. Die Hüttentour schweisste uns wortwörtlich zusammen und verbindete uns als Familie neu.
Natürlich war da nicht nur pure Heiterkeit und endlose Motivation - es war intensiv und streng. Das Packen an für sich ein Tetrisspiel in Matrixform.
Sidenote: wir haben jeweils im Auto eine Kiste mit Wechselkleider deponiert um diese mit den Kleidern im Rucksack auszuwechseln. Funfact: wir trugen plüs-u-muä drei Tage die gleiche Kleidung. Ich weiss - schochli wää, aber irgendwie spielt es so keine Rolle.
Die Schweiz hat mich einmal mehr von ihrer Schönheit überwältigt. Wir haben so viel Schönes, so viel Einzigartiges mit einer grossen Vielfalt erlebt - das hat mich berührt.
Das Einfache und Natürliche hat uns gefallen und gut getan. Ich glaube, wenn man zusammen etwas ans Limit kommt, dies ganz neue Welten auftut. Es entstanden in dieser Zeit viele neue Family-Insiders und wenn ich nun die Bilder ansehe, muss ich oft schmunzeln über die Geschichten dahinter.
Es sind ja nicht nur die Erinnerungen an für sich, sondern auch, dass man spürt man ist eine Familie ist zusammen unterwegs, was sich im Alltag manchmal nicht immer so anfühlt.
PASSA UN BEL WEEKEND
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Dieser Beitrag und Trip entstand in Zusammenarbeit mit Ticino Tourismo und wir bedanken uns herzlich für dieses unvergessliche Erlebnis.