Das Leben als Grossfamilie? In einem wohl bezaubersten Städtchen Frankreichs? Natürlich nicht immer - ich möchte ja meine Familie nicht schlecht darstellen...
...aber in diesen zehn Minuten? Statt einem gemütlichen ausgedehnten Morgen? Mit der romantischen Vorstellung wie wir durch die Gassen schlendern? Dieses Städtchen besichtigen? Vielleicht irgendwo noch ein Café et Croissant geniessen? Und danach sogar ein Museum besuchen? Falls es da eines gibt? Uns über die Geschichte dieses Städtchen informieren? So richtig wissensdurstig durch und durch interessiert? Von allen? Auch den jüngsten?
Mit heimischen Menschen parlieren und austauschen? So tun als könne man très bon et formidable französisch? All die Keramik-Ateliers besuchen? Ja, gar einen Keramik-Töpfer-Kurs en famille buchen? Mit selbst getöpferten Keramik-Kunstwerken und eingetrocknetem Ton an den Händen glücklich und fröhlich ins Auto steigen?
So ein ganz besonderes Andenken an dieses wohl bezauberst allerliebste Städtchen Frankreichs haben? Zuhause? In dem Gestell zu den anderen Keramik-Stücken? Wo sich Erinnerungen an Erinnerungen reihen? Très magnifique et pinterestique wirkt? Und man die Augen schliesst, in den Händen das selbstgetöpferte Keramik-Familien-Kunstwerk hält und an Saint-Quentin-La-Poterie denkt?
An die vielen kleinen schmalen Gassen? Die Keramik-Hauptstadt? All die Kunstschaffenden? Die Ateliers? Sich an die 64% Luftfeuchtigkeit erinnert? Den Duft der über 3000 Einwohnerinnen und Einwohnern? Den Besuch im Musée de la Poterie Méditerranéenne wieder in Erinnerung ruft?
Vielleicht sogar an das womöglich typisch französische Mittagessen? Auf dem Place de la voll im Stadtherz? Unter einem gigantischen 1000 Jahre alten Olivenbaum sitzend? Mit frechen französischen Spatzen?* Welche die Brotkrummen der noch warmen Baguette geteilt in sieben tupf- und haargenau gleich abgebrochenen Teilen aufpicken? Ohne Schlichtung wer die beiden Enden diesmal bekommt? Mit aufgetischener gesalzener Butter, die für sieben Menschen reicht? Wir keine pensionierten Pärchen stören? Oder Frischverliebte?
Awhhhh, mais oui - ich könnte ewig von meinen Vorstellungen in meinem Kopf meinem Wunschdenken, den Träumen aller Träumen erzählen...
Ich gehe davon aus, dass ich dir die erste Frage nochmals stelle - ohne dir Unaufmerksamkeit zu unterstellen.
Das Leben als Grossfamilie? In Saint-Quentin-La-Poterie?
Wie ein Elefant im Porzellanladen. Jetzt ist es raus. Es war quasi ein Besuch, der sich wie ein Elefant im Porzellanladen und dieser wiederum sich wie ein Elefant im Porzellanladen angefühlt hatte. Weshalb sich mein Tagträumen und Wunschdenken auf glatte zehn Minuten reduzierte und Mäni und ich uns deutend mit Blicken Richtung Auto im Versuch möglichst dezent und ohne Bruchstücke von den schönsten Keramik-Kunstwerken durch die engen kleinen schmalen Gassen (mein Leben ist ein dreifach Pleonasmus ;) zu bewegen.
Natürlich mit Bisi-Stopp - sorry Topf (die Pflanze war allerdings schon hinüber und in einer noch kleineren Gasse hinter der kleinen Gasse. Eins ist nach diesem Besuch klar: Kommt auf unsere Pensionierungs-Bucket-List.
Das Familienkunstwerk hätte ich in einer Bildserie festhalten können. Ich war aber dermassen genervt - die entnervten Bilder habe ich natürlich grosszügig aussortiert - dass ich dieses Schauspiel leider nicht in meinem téléphone portable verewigt habe.
Was soll ich sagen - das Grossfamilien Leben ist schön und manchmal eben auch nicht. C'est la vie.
HAPPY WEEKEND
*PS: Spatzen sind übrigens in Paris in ihrer Existenz bedroht. Der Bestand ist um 70% zurückgegangen - seit 2000 - wissensdurstig wie ich bin ;).
PPS: Saint-Quentin-La-Poterie ist ein wirklich schönes Städtchen.
PPPS: Ich heul leise.
PPPPS: Die Latzhose sowie das Leinenhemd sind beide vom Label Poudre Organic via Stadtlandkind.
PPPPPS: Das erste und letzte Bild hätte der Hintergrund für ein prädestiniertes Familienbild werden können. Hätte.