Lifestyle

TABLE CULTURE NOT

. written by dby baumann
TABLE CULTURE  NOT

Unsere Tischkultur.         . (Diese Lücke ist eine Schweigeminute). Ich überlege, ob ich wirklich darüber schreiben soll. Schwierig. Ja, vielleicht eher tragisch. Das würde es besser treffen. Aber, da sind fünf junge Menschen unter sieben ok, bald acht Jahren mit am Tisch, die Tag für Tag, Jahr für Jahr, Mahlzeit um Mahlzeit Tischkultur lernen und kultivieren.

Nicht in erwachsenen Vorstellungen. Nicht in erwachsenem Verständnis. Nicht in erwachsenem Tempo. Es sind ja Kinder. Und ich ertappe mich dabei, nicht auch selbst Kind zu werden oder Tischgeschehnisse gar persönlich oder emotional zu nehmen. Den Fortschritt, den mache hier nämlich vor allem ich. Es entspannt anzugehen. Mahlzeit für Mahlzeit.

Meine Fortschritte - und glaub mir still working on it - möchte ich deshalb hier teilen. Die Tragik, die bleibt ;) - ämel zurzeit.

HANGRY
Fixe Zeiten und fixe Vorstellungen loslassen. Da sind wieder diese Traumbilder im Kopf. Wohl stammen sie noch aus den 50er Jahren, da wo die Familie happy clappy allesamt am Tisch versammelt ist, einander das Brot reicht und isst - womöglich und bestimmt schweigend wie im Stummfilm. Davon habe ich mich verabschiedet. Das passt nicht, das ist nicht, das muss nicht. Den wohl bekannten Hungersatz kurz vor zwölf «darfi öpis Süesses» versuchen wir mit Apfelschnitzen oder Gemüsesticks aufzufangen. Wenns sein muss, meist bei den Zwillingen, weil eben - Hunger und Müde - essen sie vorab.

WÄÄÄ
Und dann kommt er. Der Satz «Wäää, hani nid gärn». Und Stunden war ich in der Küche, Stunden hab ich in die Menuplanung investiert (not). Das ist eine unserer Abmachungen ein «Wäää, gruusig» kommt bei uns nicht auf den Tisch (ansonsten würd ich das dann mal besorgen, damit der Unterschied klar ist ;). Für mich auch ein Respekt-Aspekt.

Wir haben den Kiddos das so erklärt, dass wir ihnen nie etwas «Wäää-Gruusiges» auftischen würden, weil wir sie lieben! Das leuchtete dann irgendwie ein. Was aber, wenn es trotzdem nicht gemocht wird? Brot, Yoghurt oder Resten sind unsere Alternativen. Vorab soll aber einen Bissen probiert werden und glaubt mir, da gabs schon manche Aha-Moments.

WHAT WE LOVE
Für mich persönlich geht Essen über Kulinarik hinaus. Essen bedeutet Kultur und Kreativität, die ich weitergeben möchte. Und wenns mal mit meiner Experimentierfreudigkeit durch geht, muss ich auch damit rechnen, dass Brot & Co vorgezogen werden.

Nichts desto trotz, die Vielfalt von Kulinarik unseren Kiddos in die Kinderwiege zu legen ist für mich persönlich ein wichtiger Wert entgegen dem Sprichwort «was der Bauer nicht kennt...» Essen soll ALLEN Freude bereiten (also auch uns Erwachsenen) und ich glaube je offener wir zu Kulinarik stehen, desto mehr werden's die Kinder (früher oder später) auch.


Mais-Quartett von meiner Jugendfreundin mit viel Liebe in der Familie auf dem staubhof.ch hergestellt.

LAST BUT NOT LEAST
Bei uns müssen die Kiddos nicht das Teller leer essen, oder werden dafür gelobt. Viel wichtiger - sie sollen auf ihren Bauch hören um so ein gesundes Sättigungsgefühl zu finden. Im Wissen, dass es erst bei der nächsten Mahlzeit wieder was zu essen gibt. Ausser...

FRUITS ALL DAY LONG
...Fruchtzugang steht bei uns jederzeit zur Verfügung. Und zum Schluss noch drei Hacks, die sich bei uns bewähren und Nerven und Boden schonen...

FINGERFOOD
Honestly, bei uns könnte man nach jeder Mahlzeit Boden (und Wände) kächern nebst dem 467mal Staubsaugen. Ein Highfive auf Fingerfood wie Sandwiches, Wraps, Omlettes, diverseste 'dogs und Toasts von Hawaii bis Mexiko.

INVITING GUESTS
Zum Beispiel das Nachbarskind. Das gibt meist eine wunderbare Dynamik und der Fokus liegt viel mehr auf dem sich unterhalten und austauschen (und erfährt so auch, was so abgeht ;)

TOGETHER
Die Kinder einbeziehen. Sei es bei der Essenszubereitung oder beim zusammen stellen der Menüs - beispielsweise so... heute entscheiden die Kiddos, Morgen Mama & Daddy.

Awhhh, das war viel. Wieso ich das alles erzähle? Am Mittag da sind wir erst in der Hälfte des Tages. Verpuffe ich all meine Energie am Mittagstisch, die womöglich mit Ketchup übertünkt wird, zieht sich die schlecht entstandene Stimmung wie das ausgeleerte Wasser rinnsalmässig durch den Nachmittag. Es ist meine Entscheidung welchen Konflikten ich Raum gebe und es lohnt sich die Kräfte anderswo zu investieren.

Und wenn dir Gedanken kommen wie «das ist bestimmt nur bei uns so», dann denke bitte an uns ;).

HAPPY SUNDAY

PS: Trotz all den oben beschriebenen Fortschritten, die ich immer wieder hart trainiere ;), habe ich mir schon überlegt unser Esszimmer komplett in Rosa zu streichen - für mehr Karma.

PPS: Ein grosses Danke für die Ausstattung von Stokke (insbesondere die Gurten). Mäni und ich sind uns vor Freude in die Arme gefallen als wir das Paket öffneten. Zu lange haben wir gewartet und die Twins krabbelten ständig auf den Tisch - das war barbarisch, tragisch.